Lion and Lioness
Blonde Haare waren immer das Hervorstechendste an mir. Ich habe aber auch eine echte Löwenmähne, eine richtige blonde Löwenmähne. Wild und lockig, scheinen meine blonden Haare ein Eigenleben zu führen und wirklich zu machen, was sie wollen.
Kaum ist ein Tropfen Feuchtigkeit in der Luft, kringeln und locken sie sich noch ein Stückchen mehr und meine wilde Löwenmähne wird noch wilder. Wobei es ja eigentlich Löwinnenmähne heißen sollte, aber Löwinnen haben nun einmal keine wilde blonde Mähne, sondern nur die Löwen.
Verständlicherweise haben andere, nicht blonde Girls, mich um meine blonde Löwenmähne immer beneidet. Blondinen sind halt in der Minderzahl, so dass wir einfach mehr auffallen, wir Blondinen, und wenn man noch dazu meine ungebärdigen wilden Locken berücksichtigt – eine so erotische blonde Haarpracht haben nun auch die meisten Blondinen nicht aufzuweisen.
Unter diesen Umständen kann man sich meine Überraschung vorstellen, als ich irgendwann einmal, ich stand am Kino in einer Schlange für einen tollen neuen Fantasy Film, vor mir etwas entdeckte, das mir auf den ersten Blick vorkam, als würde ich in einen Spiegel schauen: eine ungezügelte, wilde blonde Löwenmähne.
Ich war total fasziniert von diesen blonden Locken. Diese Blondine wollte ich unbedingt kennenlernen.
Zu meiner großen Enttäuschung war sie natürlich längst vor mir im Kino verschwunden; aber dank ihrer auffälligen blonden Pracht hoffte ich sie im Vorführraum schnell wiederfinden zu können.
Tatsächlich entdeckte ich den blonden Schopf sofort ein paar Reihen vor mir. Allerdings erst, als das Licht gerade ausging und alle Plätze bereits besetzt waren, so dass ich mich nicht mehr unauffällig neben sie setzen konnte.
Den ganzen Film über war ich durch diese Blondine ziemlich abgelenkt; was schade war, denn es war ein sehr guter Film.
Endlich war er zu Ende; hastig näherte ich mich der Blondine, deren Löwenmähne meiner so ähnlich war, und sprach sie an.
Sie drehte sich um – und mir blieb der Mund offen stehen. Es war nämlich keine blonde Frau, sondern ein blonder Mann. Dessen Augen sofort zu leuchten begannen, als er mich sah. Noch bevor ich etwas sagen konnte, hatte er mich auf ein Glas Wein eingeladen.
Und dabei ist es nicht geblieben ... |